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News > Wr. Jugendanwalt: Jugend wird schon wieder für die Fehler der Gemeinschaft geprügelt

Jugendkriminalität ist immer das Produkt der Chancenlosigkeit von Jugendlichen.

Wien (OTS) - Einige Monate hat die Beruhigung über den Rückgang der offiziellen Zahlen der Jugendkriminalität gedauert. Man war zufrieden und hatte andere Sorgen. Jetzt scheint wieder die Zeit gekommen, in der Jugendliche in den Mittelpunkt kommen - natürlich in negativer Hinsicht.

Der Wr. Jugendanwalt Anton Schmid zu den einzelnen Argumenten, die angeführt werden:

- Jugendstraftaten werden zwar weniger, aber ......

So wie auch in den Zeiten, als der hohe Anstieg der Jugendkriminalität ständig für Aufregung sorgte und letztlich aus verschiedenen Gründen (steigende Anzeigenbereitschaft, mehr Sensibilität, statistische Umstellungen, etc.) erklärbar war, liegt höchstwahrscheinlich hinter dem Rückgang der Jugendkriminalität in der Statistik keine wirkliche Veränderung der Kriminalität der Jugendlichen dahinter. Gründe für die Veränderungen der Zahlen können seriöserweise noch nicht festgemacht werden. Mit Sicherheit ist der Rückgang aber nur die in der langfristigen Betrachtung zu beobachtende Wellenbewegung, die uns zeigt, es gibt mal mehr und mal weniger Anzeigen.

- Jugendstraftaten werden brutaler

Die tätliche Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen/Kindern wird tatsächlich brutaler. Ungeahnte Wut und Aggressivität, die sich über Jahre durch ihre Chancenlosigkeit aufstaut, bricht durch. Ein Phänomen, das in der Psychologie seit zig-Jahren beobachtbar ist, wenn Kinder und Jugendliche realisieren, dass sie am Rande dieser Gesellschaft stehen.

- Die Gründe von Jugendgewalt sind sehr oft ohne Motiv:

Aus der Jugendgewalttherapie wissen wir, dass junge Menschen mit ca. 9 bis 12 Jahren erkennen, dass sie jahrelang in ihrer Familie Opfer von Gewalt waren. Sie kommen in ein Alter, das ihnen ermöglicht Täter zu werden, und das nützen sie aus. Besser Täter als Opfer zu sein ist ihr (unbewusster) Zugang. Und Täter müssen handeln und suchen nach Opfern, auch grundlos, denn sie haben ja am eigenen Leib erlebt, dass grundlose Gewalt angstauslösend ist. Und Täter müssen Angst verbreiten, sonst sind sie keine Täter. Die vermeintliche Motivlosigkeit für Gewalt ist nichts anderes als das Produkt jahrelanger Demütigung und die Demütigung wird jetzt auch praktiziert.

- So viele Kinder werden schon kriminell

Kinder/Jugendliche werden in vielen Bereichen immer früher reif (Akzeleration): körperliche Reifung, geistige Reifung, Sexualreifung, Sprachentwicklung,...., daher ist es kein Wunder, dass auch Kinder/Jugendkriminalität früher einsetzt. Denn auch im (anti)sozialen Bereich entwickeln sich junge Menschen rasanter.

Jugendanwalt Schmid: "Wenn wir aufhören mit der oberflächlichen Suche nach Gründen und Lösungen - strengere und höhere Strafen, Herabsetzung der Strafmündigkeit - und uns auf die eigentlichen Ursachen und deren Lösungen konzentrieren werden wir erfolgreich sein in der Reduktion der Jugendkriminalität. Lösungen bieten sich viele an: ein gerechteres Bildungssystem, mehr Zeit und Aufmerksamkeit für Kinder, nicht das Schlechte, sondern das Positive der Jugendlichen hervorheben und letztlich auch akzeptieren, dass jede Gesellschaft in etwa ca 5% an gewaltbereiten Jugendlichen produziert."

Denn 95% der Jugendlichen bei uns sind nach der Pubertät nicht mehr kriminell, so der Jugendanwalt Schmid.

http://www.kja.at
Quelle: ots/ Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 22.6.2010


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